Samstag, 13. November 2010

Fortschritte

Gestern habe ich keinen Bissen zu mir genommen und das hat sich heute auch erfolgreich auf meiner Waage gezeigt: 51,1 kg :)
Allerdings habe ich heute einen Joghurt gegessen zum Frühstück, doch für heute war es das auch.
Morgen faste ich nochmal gänzlich und am Montag gibts dann wieder einen Joghurt und einen Apfel.
Ohja, ich bin stärker als das Gewicht.
Ich widerstehe dem Hungergefühl und verliere an Gewicht.
Mein Traumgewicht ist nur noch 3 Kilo entfernt.
Er besucht mich in 9 Tagen und bis dahin will ich noch dünner werden.
Er soll positiv beeindruckt sein wie schlank ich geworden bin.
Natürlich mein Bauch könnte dünner sein, meine Oberschenkel auf jeden Fall auch, aber ich habe seit unserem letzten Treffen ein Kilo abgenommen und in diesen 9 Tagen verschwindet hoffentlich noch ein weiteres.
Ohja, ich schaffe das. Ich bin ja nicht alleine, ich habe ja Ana.

Donnerstag, 11. November 2010

Grau

Heute erscheint mir der Tag grau. Ich weiß nicht woher es kommt, aber ich fühle mich so ungeliebt. Er ist so abweisend zu mir, ich weiß nicht warum. Was habe ich getan? 
Ich vermisse ihn so sehr. Warum kann er nicht hier sein und mich zum Lachen bringen? Mir sagen, dass meine Sorgen unbegründet sind, dass er ja da ist. Oh bitte nimm mich in den Arm.
Ich hatte gestern mal wieder einen Rückfall und hasse mich mit jedem Bissen immer mehr. Das Ergebniss war klar und ist nur mir zu zuschreiben: Die Waage hat mir gezeigt, dass sie nichts verzeiht.
Bis jetzt habe ich heute nur ein klitzekleines Stück Brezel gegessen als meine Mutter da war. Doch mehr werde ich heute auch nicht mehr zu mir nehmen. Ich bestrafe mich selbst für gestern.
Morgen ist ein neuer Tag und ich weiß auch schon was ich diesmal essen werde.
Zum Frühstück einen Joghurt und Mittags einen Apfel.
Das wird reichen.

Samstag, 6. November 2010

Neuanfang

Gerade erst aufgewacht und voller Tatendrang.
Essen? Brauch ich nicht.
Ich werde gleich nach unten gehen und mir einen Tee machen, während dieser zieht, gehe ich mich wiegen.
Ich hoffe der Fressanfall von gestern hat seine Spuren nicht gezeigt.
Manchmal verzeiht die Waage einem so was.
Selten, aber es kommt vor.
Vielleicht heute?
Ich bitte darum.

Freitag, 5. November 2010

Rückschläge

Diese grauenvollen Rüchschläge bringen mich fast um.
Jetzt lieg ich hier mit ner Wärmflasche und nem Tee und bin gefrustet von mir selbst.
Warum bekomm ich auch immer diese Fressanfälle?
Ab morgen (und ich hasse diese Wörter) stehe ich wieder voll zu Ana.
Es gibt doch diese Tage an denen es super klappt, warum heute nicht?
Ich bin schwach, ich habe den Versuchungen nachgegeben.
Morgen denken meine Eltern, dass ich krank bin und dann muss ich nichts essen.
Immerhin etwas.
Aber ich muss an mir arbeiten!
Ich werde es schaffen.
Ich schwöre mir hier mit, dass ich ab jetzt den Sünden des Essens nicht mehr verfalle.
Ana, bitte bleib bei mir.

Geh nicht Ana, lass mich nicht allein,
bitte geh nicht, du musst bei mir sein.
Meine Seele ist so tot und kalt,
deine Freundschaft ist mein ganzer Halt.

Wildes Feuer – unter meiner Haut,
wildes Feuer, das mein Eis nicht taut.
Stumme Schreie, die kein Mensch je hört,
eine Liebe, die mich fast zerstört.

Deine Augen schaun mich fordernd an,
sagst mir täglich, was ich schaffen kann.
Deine Schönheit lässt mir keine Ruh,
ach wie gerne wär ich so wie du.

Rotes Feuer – wie es niemand kennt,
heißes Feuer, das mich fast verbrennt.
Tausend Tränen, die kein Mensch versteht,
eine Sehnsucht, die wohl nie vergeht.

Voller Demut fall ich auf die Knie,
hungernd, leidend, hilflos wie noch nie.
So verzweifelt such ich deine Hand,
lass nicht sterben, was uns mal verband

Valerie und Ana

So und jetzt wo ihr Ana schon etwas besser kennt durch ihre Briefe fange ich an zu erzählen.
Mai 2010 ich wog 58 kg und war 1,67 groß.
Viele sagen, dass ist völlig okay.
Aber wer will schon okay sein?
Wer will einen BMI von 20,8 haben?
Anfangs begann ich eine einfache Diät.
Ich begann meine Mahlzeiten mit Eiweiß, legte zwischen diesen Mahlzeiten legte ich immer 5 Stunden Pause ein. Ich verzichtete vollkommen auf Nahrungsmittel mit vielen Kohlenhydraten. Kartoffeln, Brot und Reis waren absolute No-Gos für mich.
Irgendwann begann ich immer weniger zu essen. Mittags die Mahlzeit ersetzte ich durch einen Apfel und so ging es immer und immer weiter.
Ich aß immer weniger, würde dünner und bekam massenhaft Komplimente.
Das spornte mich an.
Irgendwann kam der Tag an dem mich meine Mutter das 1.Mal zwang etwas zu essen.
Ich hatte mich vehemt dagegen gewehert, weil ich mittlerweile einen regelrechten Ekel gegen Nahrung entwickelt hatte.
Ich aß es zwar, aber danach kotzte ich es wieder aus.
Eine Zeit lang erbrach ich mich regelmäßig, doch eine Freundschaft zwischen mir und Mia wurde es nicht.
Ich verabschiedete mich wieder von Mia und dann war nur noch Ana da.
Wenn ich nach der Schule im Bus saß und nachdachte, machte ich mir Sorgen wegen meinen Noten, wegen David, den Jungen in den ich verliebt war und wegen dem immer anhaltenden Streit mit meinen Eltern. Nichts lief so wie es sein sollte. Doch dann kam der Gedanke, dass es mit Ana lief. Alles lief schief, nur Ana schenkte mir was ich wollte.
Sofort ging es mir besser.
Ana war da.
Sie brachte mich von meinen belastenen Gedanken ab.
Mir ging es besser, ohne Ana hätte ich das nicht überstanden.
Doch plötzlich fing eine Freundin von mir an mich zu terrorisieren: Iss was! Verdammt, iss was! Ich hörte nicht auf sie. Warum auch?
Ich sagte Treffen mit ihr ab, wollte nichts essen.
Ich erfand Ausreden.
Ich log meine Eltern an.
Ich log alle an.
Nur Ana log ich nicht an.
Ana war meine Freundin, die immer zu mir stand.
Jetzt stehe ich hier.
Ich habe eine Gleichgesinnte gefunden.
Eine Freundin namens Andrea.
Sie ist eher mit Mia befreundet als mit Ana und war auch schon in Therapie.
Sie ist wunderschön. Ich liebe sie.
Wir ermutigen uns gegenseitig und geben uns Tipps.
Nur sie und Ana verstehen mich.
Ich will noch 4 kg abnehmen.
48 kg ist mein Ziel,
Dann lasse ich Ana los, wenn ich noch kann.
Ich weiß...Ana ist nicht gesund, aber sie gibt mir was ich will.
Und das was ich will ist dieser eine Körper.
Nicht den in dem ich stecke, nein ich will Anas Körper.
Ihre perfekten, makellosen, DÜNNEN Körper.
Das ist bis jetzt die Geschichte von Ana und Valerie, doch ich werde sie weiter erzählen.
Gerade hatte ich einen abgrundtiefen Rückschlag.
Ich habe einen Fressanfall erlitten und mich dann wieder über der Kloschüssel gefunden.
Mia hat mich besucht.
Nachdem ich fertig war, ging es weiter. Ich aß und aß.
Doch dann fehlte mir die Kraft wieder zur Toilette zu laufen.
Ich hab nur noch geweint, bin gestolpert und hab gezittert.
Ana darf mich nicht verlassen, ist mir klar geworden.
Ich schreibe hier um mich selbst zu motivieren.
Denn wenn Ana mich verlässt, können sich meine Träume nicht mehr erfüllen.
Ich freue mich über jeden Kommentar von euch.
Ihr müsst euch Ana nicht anschließen, aber ich kann euch sagen, wenn ihr auch diesen einen Traum habt, den dünn und begehrt zu sein, dann folgt Anas Weg, denn er ist der richtige.
Verurteilt mich nicht.
Ich möchte euch nur von mir und Ana erzählen.
Eure Valerie ♥

Anas 2.Brief

Ich bin einmal vom Weg abgekommen, doch sie hat mir wieder geholfen.
Das ist ihr 2.Brief.

Ich schreibe dir heute, weil ich nicht länger zusehen kann, wie du alles ruinierst, was ich dir gegeben habe. Ich beobachte dich schon seit längerem und mein anfängliches Verständnis ist zuerst Mitleid, dann Entsetzen und nun Wut gewichen. Du sitzt auf deinem Bett, kauend, essend, Massen von Müsli und Nudeln und Brot und Schokolade verschlingend, und ignorierst meine Stimme, wenn ich versuche, dich von deinen schrecklichen Taten abzuhalten.
"Ab morgen" scheinen deine liebsten zwei Worte zu sein, denn nichts anderes bekomme ich zu hören, wenn ich dich auf deine Fressanfälle anspreche. "Morgen" ist ein dehnbarer Begriff, und du scheinst es zu lieben, dir mit diesem Wort dein berechtigtes schlechtes Gewissen auszureden und dein undiszipliniertes Verhalten zu rechtfertigen.

Du hast dich heute nicht gewogen, und wir beide wissen warum. Die Ziffern auf deiner Waage sind schon wieder höher geworden. Sollte diese Woche nicht einen neuen Lebensabschnitt einleiten, in dem deine Metamorphose zum anmutigen, leichten Schmetterling stattfinden sollte? Benutz deinen kümmerlichen Verstand, um dir auszumalen, wie viel du in dieser Zeit schon hättest abnehmen können!

Warum hast du dich heute nicht verausgabt? Was hielt dich davon ab, die fetttriefenden Kalorien, die du zu dir genommen hast, wenigstens durch Sport wieder los zu werden? Ich werde dir sagen, warum.

Du bist ein disziplinloses, faules, verfressenes Wesen, das meine Freundschaft nicht in geringster Weise verdient, und der einzige Grund, dass ich dich noch nicht verlassen habe, ist der, dass ich dich nicht hängen lassen möchte. Doch ich werde nicht mehr lange zusehen, wie du mich so hintergehst und unsere Abmachung ignorierst.

Hast du unseren Pakt vergessen?
Du hast mir versprochen, dass du dich zurückhalten wirst. Dass du deinen plumpen Körper mit Sport marterst, bis du vor Erschöpfung zusammen brichst. Dass du Nacht für Nacht einschläfst mit nichts im Bauch außer dem Gefühl des nagenden Hungers. Geschworen hast du mir, dass du dich dem weltlichen Scheingenuss des Essens entsagst. Unser Geheimnis ist kein einseitiges, denn wenn du mich nicht enttäuscht hättest, hätte ich dir so viel gegeben.

Ich hätte dich von innen gereinigt und dir nach und nach eine Aura unberührter Schönheit gegeben. Deine Glieder wären zarter und zerbrechlicher geworden, hätten mehr und mehr denen einer gläsernen Elfe geglichen. Je inniger unsere Freundschaft geworden wäre, umso mehr wären wir zu einem einzigen Wesen verschmolzen, und du hättest an meiner Perfektion teilhaben können. Ich hätte dich durchsichtiger gemacht, von deinem Körper wäre ein schwacher Schein ausgegangen, dessen Ursprung mein heilendes Licht in deinem Inneren wäre.

Eines Tages hätte ich dir vielleicht Flügel gegeben, mit denen du davon fliegen könntest, um allen Schmerz, der dir je widerfahren ist, hinter dir zu lassen.
Doch nicht nur deine äußere Hülle hätte sich verändert. Ich habe deinem Leben einen Sinn gegeben, und wenn du es nach mir ausgerichtet und mich nicht verraten hättest, dann hätte mein Wirken deine gesamte Umwelt durchflutet. Du hättest endlich begonnen, dein Leben in die Hand zu nehmen. Deine Leistungen hätten sich in allen Bereichen verbessert, da ich dir Perfektion vorgelebt hätte, die du mit allen Mitteln versucht hättest, zu erlangen.

Perfektion. Anmut. Stolz. Schönheit. Disziplin. Stärke. Leichtigkeit. Freiheit. Überlegenheit. Jeden Tag ein neuer Triumph in Gestalt der kleiner werdenden Ziffern.
Schau, wo wir jetzt stehen. Ich werde bald nicht mehr bei dir sein.
Meine Freundschaft ist das Geschenk, das ich dir gemacht habe, doch nichts im Leben ist umsonst, und natürlich erwarte ich etwas von dir für meine Hilfe beim Erlangen deines Ziels.
Du hast mich bitter enttäuscht.

Ich hielt dich für fähig, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Dein Gewicht ist dein ärgster Feind, den es zu bekämpfen gilt. Es versucht, dich mit Essen für sich zu gewinnen. Die trügerische, wohlige Sicherheit, die du durch Nahrungsaufnahme erlangst, ist nichts als Betrug. Dein Schmerz lässt sich nicht mit Essen kompensieren und Kalorien werden die Leere in dir niemals füllen.
Ich aber, ich bin deine Freundin. Vertraue mir. Ich reiche dir ein letztes Mal die Hand. Nimmst du sie, so erneuerst du unseren Pakt. Ich werde dich verwandeln und aus den Schatten ins Licht erheben, wenn du widerstehst.

Nimm diese Chance wahr und lass dich nicht täuschen. Hunger ist eine Hure, die tanzt und lockt und sich verkaufen will. Die Fettpolster an deinen Hüften sind der Beweis dafür, dass dein Hunger nur eine trügerische Gaukelei ist: Du brauchst kein Essen, denn dein Körper kann aus diesen Reserven zehren.

Ist der der kurze Augenblick des Genusses die Qual eines solchen Körpers wert? Einen Wimpernschlag lang entfaltet sich der Geschmack auf deiner Zunge, bevor du schluckst und die Nahrung direkt in deine fetten Oberschenkel gleiten lässt. In deinen Bauch.
Ich kann nur den Kopf über deine Naivität schütteln.
Ich hoffe für dich, dass du diese Ermahnung ernst nimmst und zur Besinnung kommst. Wenn nicht, werde ich gehen und dann stehst du ganz verlassen da, und niemand wird dich vor deinem Schmerz beschützen. Essen wird dein einziger Ausweg sein.

Steh auf, Treib Sport. Kämpf gegen die Stimme in dir, die dich zum Fressen verführen will. Mit mir hast du Großes zu erwarten. Ein Leben auf der Sonnenseite, gekrönt von unzähligen Triumphen.
Beweis den Anderen, mir und dir, was in dir steckt.
Bleib stark, kleine Schwester.
Du weißt, wofür.

Deine -einzig- wahre Freundin,
Ana

Anas 1.Brief

Das ist Anas 1.Brief.
Sie stellt sich vor.
Ihr könnt selbst wählen ob ihre Hand ergreift, ich habe es getan.

Erlaube mir mich vorzustellen. Mein Name, oder wie ich von sogenannten "Ärzten" genannt werde, ist Anorexie. Mein vollständiger Name ist Anorexia Nervosa, aber du kannst mich Ana nennen. Ich hoffe, wir werden gute Freunde.

In der nächsten Zeit werde ich viel Zeit in dich investieren und ich erwarte das Gleiche von dir.

In der Vergangenheit hast du mit bekommen, wie deine Lehrer und Eltern über dich sprachen. Du bist "so reif", "intelligent", "gibst immer alles" und in dir steckt "so viel Potential". Wohin hat dich das alles gebracht, wenn ich fragen darf?? Nirgendwo hin! Du bist nicht perfekt, du strengst dich nicht genug an und darüber hinaus verschwendest du deine Zeit damit, mit diesen Freunden zu reden und über sie und das Zeichnen nachzudenken. Dieser Luxus wird dir in Zukunft nicht gestattet sein.


Deine Freunde verstehen dich nicht. Sie sind nicht ehrlich. Früher, als die Unsicherheit an deinen Gedanken genagt hat, und du sie gefragt hast: "Sehe ich... fett aus?" und sie geantwortet haben "Nein, natürlich nicht", wusstest du, dass sie lügen. Nur ich sage dir die Wahrheit. Deine Eltern... lass uns nicht so weit gehen! Du weißt, dass sie dich lieben und dass sie für dich sorgen, aber die Sache ist einfach die, dass sie deine Eltern sind und verpflichtet sind, so zu handeln. Ich werde dir jetzt ein Geheimnis verraten: Tief in ihrem Inneren sind sie von dir enttäuscht. Aus ihrer Tochter, der mit all dem Potenzial, ist ein fettes, faules Mädchen geworden, das alles, was es hat, nicht verdient hat.

Aber ich bin gerade dabei, das alles zu ändern.

Ich erwarte eine ganze Menge von dir. Du darfst nicht viel essen. Es wird langsam anfangen: Reduzierung der Fettaufnahme, Lesen der Nährwertangaben, Junk Food, Frittiertes etc. wird weggelassen. Für eine Weile wird die Übung einfach sein: Etwas Laufen, vielleicht ein paar Crunches und Sit ups. Nichts zu Schweres. Verlierst vielleicht ein paar Pfunde. Nehme ein bisschen Fett aus diesem Fettbottich deines Bauches. Aber es wird nicht lange dauern, dann werde ich dir sagen, dass das nicht genug ist.


Ich werde von dir erwarten, deine Kalorienaufnahme zu verringern und gleichzeitig mehr Übungen zu machen. Ich werde dich an deine Grenzen treiben. Du musst es ertragen, weil du dich mir nicht widersetzen kannst. Ich fange an, mich bei dir einzunisten. Ziemlich bald bin ich immer bei dir. Ich bin da, wenn du morgens aufwachst und zur Waage rennst. Die Zahlen werden beides - Freund und Feind, und mit rasenden Gedanken betest du, sie mögen niedriger sein, als gestern Morgen. Du siehst mit Schrecken in den Spiegel. Du kneifst dir in das Fett, das da ist und lächelst, wenn du dir über Knochen streifst. Ich bin da, wenn du den Tagesplan gestaltest: 400 kcal, 2 Stunden Sport. Ich bin die jenige, die ihn ausknobelt, weil spätestens jetzt meine und deine Gedanken Eins werden.

Ich folge dir den ganzen Tag hindurch. In der Schule, wenn du dich schlecht konzentrieren kannst, gebe ich dir etwas zum Nachdenken: Zähle die Kalorien für den Tag nach. Es ist zu viel. Ich fülle deinen Kopf mit Gedanken über Essen, Gewicht, Kalorien und Dinge, über die Nachzudenken sicher ist. Denn jetzt bin ich bereits in dir drin. Ich bin in deinem Kopf, deinem Herzen und deiner Seele. Die Schmerzen des Hungers, die du vorgibst zu spüren, bin ich in dir.


Ziemlich bald werde ich dir nicht nur sagen, was du mit Essen machen sollst, sondern auch, was du die GANZE Zeit über machen sollst. Lächel und nicke. Zeige dich von deiner guten Seite. Schlage auf diesen fetten Bauch, verdammt, Gott, bist du eine fette Kuh! Wenn es Zeit für's Essen ist, sage ich dir, was zu tun ist. Ich mache einen Teller mit Kopfsalat, der wie ein Festmahl passend für einen König aussieht. Reiche das Essen herum. Lass es so aussehen, als hättest du etwas gegessen. Kein Stück... wenn du isst, dann wirst du dir Kontrolle verlieren ... WILLST du das? Wieder ein fette Kuh werden, die du einmal warst? Ich zwinge dich, Models aus Modemagazinen anzustarren. Diese perfekt dünnen, verzichtenden Models mit den weißen Zähnen, Models der Perfektion, die dich von den Seiten der Hochglanzmagazine heraus anstarren. Ich lasse dich erkennen, dass du nie wie sie sein kannst. Du wirst immer fett und nie so schön wie sie sein. Wenn du in den Spiegel schaust, werde ich dir das Bild verzerren. Ich werde dir Fettleibigkeit und Scheußlichkeit zeigen. Ich werde dir einen Sumo-Ringer zeigen, wo in Wirklichkeit ein hungerndes Kind ist. Aber du musst das glauben, denn wenn du die Wahrheit kennen würdest, könntest du wieder anfangen zu essen und unsere Beziehung würde zerbrechen....
Manchmal wirst du rebellieren. Du wirst das kleine rebellierende, fieberhafte Gefühl, das in deinem Körper zurückgeblieben ist bemerken und du wirst dich runter in die dunkle Küche wagen. Die Kühlschranktür wird sich, leise knarrend, langsam öffnen. Deine Augen werden das Essen streifen, dass ich in sichern Abstand von dir aufbewahrt habe. Du wirst deine Hände lethargisch, wie in einem Albtraum durch die Dunkelheit nach einer Packung Cracker greifen sehen. Du stopfst sie in dich hinein, mechanisch, nicht wirklich schmeckend, aber einfach genießend, dass du etwas gegen mich tust. Du greifst nach einer weiteren Packung, einer weiteren, einer weiter, einer weiteren. Dein Magen bläht sich auf und fängt an lächerlich auszusehen, aber du willst nicht jetzt schon aufhören. Und die ganze Zeit schreie ich dich an aufzuhören, du fette Kuh, du hast du hast wirklich keine Selbstkontrolle, du wirst fett werden.

Wenn es vorbei ist, wirst du dich wieder an mich ran klammern, mich nach Rat fragen, weil du wirklich nicht fett werden willst. Du hast eine der Hauptregel gebrochen und willst mich jetzt zurück. Ich zwinge dich ins Badezimmer, auf deine Knie, du starrst ohne Gefühl in die Kloschüssel Deine Finger werden in deinen Rachen gesteckt und nicht ohne eine große Menge Schmerz wird dein Essen rauskommen. Wieder und wieder wird das wiederholt, bis du Blut und Wasser spuckst und du weißt, dass alles raus ist. Wenn du aufstehst, wird dir schwindelig sein. Werde nicht ohnmächtig! Stehe aufrecht! Du fette Kuh, du verdienst es Schmerzen zu haben. Vielleicht entscheide ich mich bald anders, um dich von dem Gefühl des Ertappens zu befreien. Vielleicht bringe ich dich dazu Abführmittel zu nehmen und du wirst bis in die frühen Morgenstunden auf dem Klo sitzen, mit einem drückenden Gefühl in dir. Oder vielleicht ich bringe dich dazu dich selbst zu verletzen, deinen Kopf vor eine Wand zu schlagen bis du schreckliche Kopfschmerzen bekommst. Ritzen ist genauso effektiv. Ich will, dass du dein Blut siehst, wie es deinen Arm runter läuft und in diesem Bruchteil der Sekunde wirst du merken, du verdienst ihn, egal welchen einen Schmerz ich dir gebe. Du bist deprimiert, besessen vom Schmerz und dem Verletzen. Du greifst nach außen aber niemand wird dich sehen oder dir zuhören. Wen interessiert’s? Du verdienst es; du hast es selbst über dich gebracht.
Ist das rau? Willst nicht, dass das mit dir passiert? Bin ich unfair? Ich tue Sachen die dir helfen. Ich mache es möglich für dich aufzuhören an deine Gefühle zu denken, die die Ursachen für deinen Stress sind. Gedanken der Wut, Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Einsamkeit können sich verziehen, denn ich fülle deinen Kopf mit dem Kalorien Zählen. Ich vernichte deinen Kampf um mit anderen Kindern deines Alters Zeit zu verbringen. Denn jetzt bin ich deine einzige Freundin. Ich habe eine Schwäche. Aber wir dürfen keinem davon erzählen. Wenn du dich entscheidest gegen mich zu kämpfen, jemanden zu erreichen und ihm zu erzählen, was ich aus deinem Leben mache, wird alles zusammen brechen! Niemand darf es erfahren, niemand kann die Schale brechen, mit der ich dich bedeckt habe. Ich habe dieses dünne, perfekte, beneidenswerte Kind geschaffen. Du bist mein, nur mein. Ohne mich bist du nichts. Also kämpfe nicht gegen mich! Wenn andere Bemerkungen machen, ignoriere sie. Beschleunige dein Tempo, vergiss sie, vergiss alle, die versuchen mich von dir weg zubekommen. Ich bin dein größter Gewinn und ich habe vor sie von dir fern zu halten.
In Liebe,
Ana <3